Diese Fotografien sind das ohne Zweifel bruchstückhafte und unvollständige, lebhafte Zeugnis von „Teilen“ des täglichen Lebens, die bis in unsere Tage überdauert haben, so dass wir das Privileg genießen, sie gründlich betrachten zu können. Und es ist gerade diese aufmerksame Beobachtung dieser Fotografien, die es uns ermöglicht, eine bemerkenswerte Menge an Informationen zu erhalten – ganz gleich, ob große oder kleine – die mit den abgelichteten Orten und Motiven verbunden sind. Sie zeigen uns zum Beispiel, wie dieselben, auf Fotopapier gedruckten Ortschaften sich in vielen Fällen im Lauf der Jahrzehnte gewandelt und die Physiognomie in diesem Winkel der piemontesischen Alpen grundlegend verändert haben. Aber auch die vielen menschlichen Motive, die unter unseren Augen vorbeiziehen, stellen eine wertvolle Informationsquelle über eine Zeit dar, die wir definitiv hinter uns gelassen haben.
Diese regelrechten Gedächtnisfragmente sind meistens intim und familiär, denn intim und familiär waren auch in vielen Fällen die Gründe, die die hier abgelichteten Personen antrieben, vor dem Fotoapparat zu posieren. In jener Zeit (im schroffen Gegensatz zu dem, was heute geschieht) war Fotografieren und sich fotografieren lassen eine ganz besondere Angelegenheit, die sich nicht jeder leisten konnte. Es war ohne Zweifel eine Ausnahme, die ein- oder höchstens zweimal im Lauf eines Lebens eintrat. Daher rührt auch die stolze Feierlichkeit in den Blicken, die auf das Objektiv des Fotografen gerichtet sind, ebenso wie die äußerste Sorgfalt bei der Auswahl der angelegten Kleidung bei einigen der Portraitierten.
Wenn wir die gesamte, uns heute zur Verfügung stehende Fotosammlung betrachten, ahnen wir, dass diese Verhaltensweisen sich jedoch Mitte des 20. Jahrhunderts zu wandeln begannen. Zu diesem Zeitpunkt entwickelte sich die Fotografie zu einem Masseninstrument, das immer öfter benutzt wurde, um eine ständig wachsende Menge an Erinnerungen auf Papier zu bannen. Diese Fotografien wurden dann zuhause in Schubladen aufbewahrt, um sie bei passender Gelegenheit mit Freunden und Verwandten bei festlichen Anlässen zu teilen. Man findet auch andere Fototypen: Schnappschüsse, auf denen keine Menschen abgelichtet sind, sondern Teile von Dörfern oder Weilern, weite und luftige Panoramen der drei oben genannten Täler, Einrichtungen und Gebäude (zivile und religiöse), Momentaufnahmen von Straßenbauarbeiten oder von Notfallmaßnahmen von Privatleuten oder Institutionen, um Naturkatastrophen zu beheben, die die Bewohner ereilt hatten.